160 Jahre Deutz AGWarum Köln die heimliche Hauptstadt des Autos ist

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03.05.2024
Köln:
Jubiläum des Kölner Motorenbauers Deutz. Das Unternehmen feiert 160 Jahre Firmengeschichte.
Sebastian C. Schulte, CEO Deutz AG,  Ministerpräsident Hendrik Wüst und Oberbürgermeisterin Henriette Reker
Foto: Martina Goyert

Jubiläum des Kölner Motorenbauers Deutz. Das Unternehmen feiert 160 Jahre Firmengeschichte. Sebastian C. Schulte, Geschäftsführer der Deutz AG, Ministerpräsident Hendrik Wüst und Oberbürgermeisterin Henriette Reker.

In Köln wurde einst der Otto-Motor erfunden. Nun feiert die Deutz AG Jubiläum und blickt auf geschichtsträchtige Jahre zurück. 

Die Mutter aller Autostädte ist weder Stuttgart noch das US-amerikanische Detroit. Denn auch wenn es vermutlich vielen nicht geläufig ist – die Wiege des Automobils liegt in Köln. 

Der Otto-Motor kommt aus Köln

Die Erfolgsgeschichte, die die Fortbewegung weltweit revolutionierte, begann in einer kleinen Werkstatt in der Kölner Servasgasse im Bahnhofsviertel. Hier entwickelte Nicolaus August Otto den ersten Viertaktmotor, der eine Alternative zu den großen Dampfmaschinen sein sollte und 1878 in Serie ging. Mit seinem Ottomotor legte der Autodidakt den Grundstein für die Motorisierung der Welt. Vor 160 Jahren gründete er zusammen mit dem Zuckerfabrikanten Eugen Langen, dem Erfinder des Zuckerwürfels, die „N. A. Otto & Compagnie“, die erste Motorenfabrik der Welt, aus der später die Deutz AG wurde. Vor allem im Kleingewerbe wurde er anfangs eingesetzt, die Firma zog ins Rechtsrheinische und expandierte im gleichnamigen Stadtteil Deutz.

Es folgte der steile Aufstieg mit technischen Innovationen, an denen zahlreiche Pioniere mitarbeiteten, die später Automobilgeschichte schrieben, etwa Gottlieb Daimler, Wilhelm Maybach und der exzentrische Konstrukteur Ettore Bugatti. Es folgten Erster und Zweiter Weltkrieg, im Jahr 1945 waren drei Viertel der Produktionsstätten zerstört. Während der Jahre des Wirtschaftswunders gelang auch Deutz der Aufschwung, doch in den 1980er Jahren folgten harte Einschnitte. Gravierende Management-Fehler hätten dem Unternehmen fast das Aus beschert, doch in den 1990er Jahren folgte die Rettung, weil Banken einsprangen und die Stadt Köln unterstützte.

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Die Montagehalle der Deutz AG im Jahre 1875

Die Montagehalle der Deutz AG im Jahre 1875

Heute baut das börsennotierte Unternehmen Diesel-, Gas-, Wasserstoff- und elektrifizierte Motoren und liefert damit Antriebe, die Fahrzeuge und Maschinen auf der ganzen Welt bewegen – auf Baustellen, Straßen und in der Landwirtschaft. Seit einigen Jahren arbeitet der Konzern mit mehr als 5000 Mitarbeitenden daran, seine Produkte klimaneutral zu gestalten, etwa durch den Einsatz von Wasserstoff.

„Unsere 160-jährige Geschichte zeigt, was man mit Innovationskraft und dem Glauben an das eigene Können alles erreichen kann. Das ist das, was ich aktuell in einigen Debatten vermisse, die wir als Land führen: der Glaube an unsere Stärken, Mut und Optimismus“, sagte Vorstandschef Sebastian C. Schulte beim Festakt zum Jubiläum, der im Harbour Club nahe der Deutz-Mülheimer-Straße stattfand, also dort, wo der Motorenbauer seine Anfänge im Rechtsrheinischen hatte.

Weiterentwicklung zu mehr Klimafreundlichkeit

„Der Verbrennungsmotor ist das Herzstück der deutschen Industrie: Mehr als 600.000 Menschen arbeiten in der Motorenindustrie und hängen direkt oder indirekt daran“, so der Deutz-Chef vor rund 160 geladenen Gästen. Das Beispiel der Solarindustrie zeige, was einmal weg ist, komme nicht wieder. „Und zumindest im Nutzfahrzeugbereich werden wir um die Verbrennungsmotorentechnologie auf absehbare Zeit nicht herumkommen. Das sollten wir als Wirtschaftsstandort anerkennen.“ Zudem warb Schulte für eine klimafreundliche Weiterentwicklung des Verbrennungsmotors und dankte den aktuellen und ehemaligen Beschäftigten. „Ich bin stolz, ein Teil der Deutz-Familie sein zu dürfen.“

Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) betonte in seiner Rede, dass „die Deutz AG seit 160 Jahren Pionierleistungen in der Motorenentwicklung erbringt“. Heute sei Deutz ein globales Unternehmen, das Spitzenantriebe für Fahrzeuge und Maschinen auf der ganzen Welt liefert. Zugleich stehe Deutz exemplarisch für das nach wie vor große unternehmerische Potenzial des Landes. Die Landesregierung setze sich für gute Rahmenbedingungen ein, damit Unternehmen auch künftig den Wirtschaftsstandort durch Innovationen und Investitionen voranbrächten.

03.05.2024
Köln:
Jubiläum des Kölner Motorenbauers Deutz. Das Unternehmen feiert 160 Jahre Firmengeschichte.
Markus Müller (Mitglied des Vorstandes) , Denise Fischer-Kreer (Gewinnerin des Nicolaus August Award), Jan-Hendrik Mohr (Laudator und CEO CLAAS Gruppe) und Sebastian C. Schulte (CEO DEUTZ AG)
Foto: Martina Goyert

Preisverleihung: Markus Müller (Mitglied des Vorstandes), Denise Fischer-Kreer (Gewinnerin des Nicolaus-August-Otto-Award), Jan-Hendrik Mohr (Laudator undGeschäftsführer Claas Gruppe) und Sebastian C. Schulte (Geschäftsführer Deutz AG).

Henriette Reker, Oberbürgermeisterin der Stadt Köln, hob in ihrem Beitrag die Innovationskraft des Unternehmens hervor und unterstrich die Bedeutung für die Stadt Köln: „Köln ist stolz auf die Deutz AG als Innovationsmotor der Stadt. Das Unternehmen schafft seit 160 Jahren wertvolle Arbeitsplätze und trägt so zu Fortschritt und Wohlstand bei.“

Otto-Award geht an Professorin aus Bonn

Im Anschluss an den Festakt wurde der Nicolaus-August-Otto-Award verliehen. Der Preis wird seit sechs Jahren jährlich für entscheidende Zukunftsgestaltung ausgelobt und ist mit 30.000 Euro dotiert. In diesem Jahr wurde Denise Fischer-Kreer von der Universität Bonn ausgezeichnet, die dort an der landwirtschaftlichen Fakultät Entrepreneurial Behaviour, also unternehmerisches Handeln, lehrt und erforscht.

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